Aus der Forschung in die Praxis
Die neuesten Ergebnisse und Beiträge zu den Themengebieten Kinderwunsch, Pränatale Medizin, Humangenetik, Endokrinologie und Osteologie für Fachleute und interessierte Laien lesen Sie regelmäßig hier:
News werden eingetragen
Viele Studien berichten über die Variabilität des Zyklus. Nur wenige beschreiben die Variabilität der Follikel- und Lutealphasenlänge, meist dann aber inter- und nicht intraindividuell.
Eine aktuelle prospektive Studie untersuchte über ein Jahr die intraindividuelle Variabilität der Follikel- und Lutealphasenlänge (Henry et al. Prospective 1-year assessment of within-woman variability of follicular and luteal phase lengths in healthy women prescreened to have normal menstrual cycle and luteal phase lengths. Hum. Reprod. 2024; Sep 25: Online ahead of print).
Eingeschlossen wurden 53 Frauen (21-41 Jahre, normaler BMI) mit ≥ 8 dokumentierten Zyklen (Mittelwert: 13), die vor dem Studieneinschluss in 2 Zyklen eine Zykluslänge von 21-36d und eine Lutealphasenlänge ≥ 10d aufwiesen.
Die Zyklusbeurteilung erfolgte auf Basis eines geführten Zykluskalenders und der täglich gemessenen Basaltemperaturkurve. Zyklen ohne signifikanten Anstieg der Basaltemperatur über ≥ 3d galten als anovulatorisch. Als normale Lutealphasenlänge galten ≥ 10d, als kurze < 10d. Eine normale Zykluslänge mit einer kurzen Lutealphase oder Anovulation wurde als „subklinische Ovulationsstörung“ (subclinical ovulatory disturbances, SOD) definiert.
Bei im Gesamtkollektiv 676 ovulatorischen Zyklen lag die mediane Varianz der Zyklus-, Follikel- und Lutealphasenlänge lag bei 10,3, 11,2 bzw. 4,3 Tagen. Die mediane intraindividuelle Varianz der Zyklus-, Follikel- und Lutealphasenlänge betrug 3,1, 5,2 bzw. 3,0 Tage. Bei in 98% normalen Zykluslängen zeigten 55% der Frauen mehr als eine kurze Lutealphase (< 10d) und 17% wenigstens einen anovulatorischen Zyklus, beides von den AutorInnen definiert als „SOD“. Intraindividuell schwankte die Länge der Follikel- signifikant stärker als die der Lutealphase. Insgesamt zeigten 29% der Zyklen eine „subklinische Ovulationsstörung“ (SOD).
Die Autoren schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass die Follikelphase prämenopausaler Frauen mit normal langen und ovulatorischen Menstruationszyklen variabler ist als die Lutealphase. Letztere ist nicht automatisch vorhersehbar immer 13-14 Tage lang.
Kritisch anzumerken ist, dass eine eindeutige Beurteilung des Zyklus nur aufgrund der Basaltemperaturkurve mitunter schwierig ist. Die Studie zeigt uns aber die Variabilität der Abschnitte innerhalb eines Zyklus, so dass bei Kinderwunsch und einer Eumenorrhoe das Tracking des Eisprungs z.B. mit LH-Sticks im Urin überlegenswert ist.
Prof. Dr. med. Frank Nawroth