Aus der Forschung in die Praxis
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Eine aktuelle Studie untersuchte, ob eine Assoziation zwischen der natürlichen oder chirurgischen Menopause bzw. dem Menopausenalter zur Inzidenz einer Demenz existiert (Hao et al. Age at menopause and all-cause and cause-specific dementia: a prospective analysis of the UK Biobank cohort. Hum. Reprod. 2023; 38: 1746-1754). Die Kohortenstudie schloss 160 080 Frauen ein.
Im Vergleich zu Frauen mit einem Menopausenalter von 46-50 Jahren fand sich bei Frauen mit einer prämaturen (≤ 40 Jahre) (HR 1,36, 95 CI 1,01 – 1,83) und frühen natürlichen Menopause (41-45 Jahre) (HR 1,19, 95% CI 1,03 – 1,39) ein höheres Demenzrisiko (Alzheimer-Demenz und vaskuläre Demenz), während eine späte natürliche Menopause (> 55 Jahre) das Risiko senkte (HR 0,83, 85% CI 0,71 – 0,98). Im Vergleich zur natürlichen ging die chirurgische Menopause mit einem um 10% höheren Demenzrisiko einher (HR 1,10, 95% CI 0,98 – 1,24).
Frauen mit einer chirurgischen Menopause < 40 Jahre (HR 1,94, 95% CI 1,38 – 2,73) und > 55 Jahre (HR 1,65, 95% CI 1,21 – 2,24) wiesen ein höheres Demenzrisiko (alle Formen), Frauen mit einer prämaturen/frühen natürlichen Menopause ohne Hormonersatztherapie ein gesteigertes Alzheimer-Demenz-Risiko (HR 1,36, 95% CI 1,03 – 1,81) auf. Diese Risikoerhöhung fand sich bei einer prämaturen/frühen natürlichen Menopause und Hormonersatztherapie nicht (HR 1,03, 95 CI 0,78 – 1,37). In jeder ausgewerteten Altersgruppe waren ein höheres Einkommen und eine vermehrte Freizeitaktivität mit einem niedrigeren Demenzrisiko verknüpft.
Für die klinische Praxis schlussfolgern die Autoren, dass Frauen mit einer natürlichen oder chirurgischen Menopause in einem jüngeren Alter im späteren Verlauf eine engmaschigere Überwachung zur frühen Erkennung einer Demenz sowie zur Initiierung präventiver Maßnahmen benötigen.
Prof. Dr. med. Christoph Dorn