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Wiederholt wurde diskutiert, ob eine COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft einen negativen Einfluss auf die schwangere Frau oder das Ungeborene/Neugeborene haben könnte. In einer aktuellen retrospektiven Kohortenstudie wurden 142 006 Kinder eingeschlossen, von denen 85 670 (60%) in utero gegenüber einer oder mehreren COVID-19-Impfdosen exponiert waren (Jorgensen et al. Newborn and early infant outcomes following maternal COVID-19 vaccination during pregnancy. JAMA Pediatr. 2023; Oct 23: e234499. doi: 10.1001/jamapediatrics.2023.4499. Online ahead of print).
Bei den Kindern geimpfter Mütter lag das Risiko einer schweren neonatalen Morbidität (7,3% vs. 8,3% bei ungeimpften; adjustiertes RR 0,86; 95% CI 0,83 – 0,90), einer neonatalen Mortalität (0,09% vs. 0,16%; aRR 0,47; 95% CI 0,33 – 0,65) und einer neonatalen intensivmedizinischen Versorgung (11,4% vs. 13,1%; aRR 0,86; 95% CI 0,83 – 0,89) niedriger.
Ein Zusammenhang zwischen mütterlicher Impfung und neonataler Wiederaufnahme (5,5% vs. 5,1%; adjustierte HR 1,03; 95% CI 0,98 – 1,09) oder erneuter Hospitalisierung in den ersten 6 Lebensmonaten (8,4% vs. 8,1%; aHR 1,01; 95% CI 0,96 – 1,05) konnte nicht gefunden werden.
Interessanterweise beschrieb die Studie, dass sich ältere Schwangere, Frauen mit höherem sozioökonomischen Status und Erstgebärende eher zu einer COVID-19-Impfung entschlossen als jüngere Schwangere bzw. Mehrgebärende. Ein Kritikpunkt an der Studie ist, dass sich die Analysen und Ergebnisse nur auf die Lebendgeburten bezogen und eventuelle Effekte auf Tot- oder Fehlgeburten nicht berücksichtigt wurden. Allerdings wiesen die Autoren darauf hin, dass frühere Studien keine Hinweise für eine erhöhte Fehl- oder Todgeburtenrate nach COVID-19-Impfungen ergaben.
Die mütterliche mRNA-Impfung in der Schwangerschaft ist also neonatal mit einer reduzierten schwergradigen Morbidität bzw. Mortalität sowie einer selteneren intensivmedizinischen Versorgung assoziiert.
Prof. Dr. med. Christoph Dorn