Aus der Forschung in die Praxis
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„Add ons“ als Zusatzmaßnahmen einer Kinderwunsch-Therapie, zu denen die Evidenz unterschiedlich ist, finden oft auch bei intrauterinen Inseminationen (IUI) Anwendung, meist eher „willkürlich“ oder „empirisch“.
Ein aktueller Review mit Meta-Analyse versucht dazu eine kritische Evaluation (Chronopoulou et al. Optimizing intrauterine insemination: A systematic review and meta-analysis of the effectiveness and safety of clinical treatment add-ons. Acta Obstet. Gynecol. Scand. 2024; Jul 3: Online ahead of print).
Eingeschlossen wurden 66 randomisierte-kontrollierte Studien mit 16 305 Patientinnen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Lutealphasen-Supplementierung mit vaginalem Progesteron in stimulierten IUI-Zyklen die Schwangerschafts-/Lebendgeburtenrate signifikant steigerte (RR 1,37, 95% CI 1,09 – 1,72). Aufgrund der Qualität der Daten wurde eine mittlere bis niedrige Sicherheit dieser Aussage konstatiert.
Das endometriale Scratching vor oder während stimulierter IUI-Zyklen erhöhte ebenfalls die Schwangerschafts-/Lebendgeburtenrate (RR 1,44, 95% CI 1,03 – 2,01), wobei die Datenqualität hier nur eine niedrige Sicherheit des Ergebnisses vermuten lässt.
Alle anderen „add ons“ (z.B. Hydrotubation vor IUI, „double“-IUI, IUI unter sonographischer Kontrolle, Bettruhe) zeigten keine signifikante Differenz.
Die Autoren schlussfolgern, dass für valide Aussagen zum Nutzen von „add ons“ bei der IUI weitere qualitativ hochwertige Studien erforderlich sind.
Prof. Dr. med. Frank Nawroth